Persönlicher Hintergrund
Ich wurde Ende der 60er Jahre in Jena geboren. Seit ca. fünf Jahren bin ich Ossi. Klingt komisch? Is aber so. Ich konnte mit der DDR nichts anfangen. Sie war nicht meins. Ich habe mich mit der DDR als Staat nicht identifiziert. Anders als viele aus dem Osten fand ich das Titanic-Cover mit Zonen-Gaby lustig (ganzes Heft als PDF).
Ich habe im September 1989 angefangen zu studieren. An der Humboldt-Uni. Gleich nach dem Studium habe ich ebenfalls an der HU eine sehr gute Stelle bekommen. Inzwischen bin ich Professor und über diverse Zwischenstationen wieder an der HU gelandet. Meine Eltern sind beide Wissenschaftler und konnten auch nach der Wende (von einem kurzen Intermezzo meiner Mutter als Ausbilderin in der Frauenweiterbildung abgesehen) weiter als Wissenschaftler arbeiten. Meine Geschwister sind auch beide AkademikerInnen (Prof. und Dr. irgendwo im Westen). Uns geht es gut, wir können und wollen nicht klagen, aber ich möchte was erklären. Richtigstellen.
Während viele meiner Ko-Ossis sich über Wessis und die Klischees aufgeregt haben (Flake von Rammstein: „Ich mag sie nicht, die Wessis.“ siehe Video) hat mich das alles ziemlich kalt gelassen. Selbst der unsägliche Quatsch vom Kriminologen zu Erziehung in Kindergärten hat mich nicht wirklich aufgeregt. Ich kann nicht mehr genau sagen, wann es war, aber wahrscheinlich hängt es mit der AfD zusammen. Also vielleicht 2013 als Leute verstärkt anfingen komisches Zeug über den Osten zu schreiben. Dinge wie: „Die Nazi-Zeit wurde im Osten nicht richtig aufgearbeitet.“ oder „Der Holocaust kam im Osten nicht vor.“ (siehe Holocaust-Blogpost) Dazu ist viel zu sagen und es regt mich auf, dass das viel zu wenig geschieht. Was letztendlich passiert ist, ist genau das, was meine Kollegin Prof. Dr. Naika Foroutan in ihrer Forschung herausgearbeitet hat: Der Westen drängt uns in eine Identität. So wie Migrant*Innen plötzlich zu Muslim*Innen werden, werden Menschen, die irgendwie mal auf DDR-Gebiet gelebt haben, zu Ossis. (Interview mit Naika Foroutan in der taz)
Zur Bezeichnung der Blogs
Dieser Blog heißt: „So isser, der Ossi“. Grund für diesen Namen war ein Titelblatt des Spiegels. Der Artikel im Heft ist sehr gut, aber das Titelblatt ist daneben.
Es ärgert mich als Ossi, weil es Ossis mit Pegida-Anhängern gleichsetzt. 20 % der Deutschen sind Ostdeutsche. 25 % davon wählen vielleicht AfD (warum auch immer, dazu mehr in diesem Blog). Das heißt, dass 75 % der wählenden Ostdeutschen keine AfD wählen. Und dann gibt es noch 25 oder mehr Prozent Nichtwähler*innen. (Mindestens) diese Menschen stößt der Spiegel vor den Kopf. Das Signal, das gesendet wird, ist: „Dieses Magazin ist nicht für Euch. Es ist für uns. Wir reden über Euch. Wir machen uns Sorgen. Um unsere Demokratie.“ So funktioniert das nicht, so wird es nicht funktionieren. Nie. Das ist der Grund für den Frust im Osten und für das Erstarken der AfD. Absurderweise sind es West-Nazis (Blog-Post zur Herkunft von AfD-Nazis), die das zuerst begriffen haben und jetzt ausnutzen. Habt Ihr nun davon!
Also: Mal gucken, ob wir miteinander klarkommen. Der Blog ist für alle. Vielleicht kann ich Euch Wessis ja helfen.