Das leidige Thema: Diskussion

Prof. Dr. Hei­de Wege­ner hat auf mei­nen Kom­men­tar zu ihrem WeLT-Arti­kel geant­wor­tet und ich dis­ku­tie­re hier eini­ge Punkte. 

Ost-Frau­en erklä­ren mir, sie hät­ten „das nicht nötig“, das = die For­men der Gen­der­spra­che, und ich den­ke, sie haben recht. Ich bewun­de­re sie dafür, dass sie viel frü­her als die im Wes­ten nicht nur Fri­seur, son­dern auch Mecha­ni­ker lern­ten und nicht nur Päd­ago­gik und Kunst­ge­schich­te stu­dier­ten, son­dern auch Maschi­nen­bau und Phy­sik. Und anstatt den Kin­dern For­men wie dem/*der Patient*in bei­zu­brin­gen, soll­ten die Leh­rer sie bes­ser dazu ani­mie­ren, auch die MINT-Fächer zu studieren.

Ja, ganz genau so habe ich auch Jahr­zen­te lang gedacht. Das ist ja auch in mei­nem ers­ten Blog-Post zu dem The­ma (Gen­dern, arbei­ten und der Osten) beschrie­ben. Nach der Wen­de haben die Ost­frau­en die West­frau­en über­haupt nicht ver­stan­den, weil sie deren Pro­ble­me über­haupt nicht hat­ten. Wie Du sagst, liegt das eigent­li­che Pro­blem viel tie­fer, das bedeu­tet aber nicht, dass man nicht das, was man tun kann, schon machen kann. Ich kann nicht für mehr Kin­der­gar­ten­plät­ze sor­gen, aber ich kann weib­li­chen und diver­sen Student*innen1 signa­li­sie­ren, dass sie wert­ge­schätzt wer­den. (Eini­ge, sehr weni­ge, kann ich auch ein­stel­len. Das habe ich auch getan. Auch fle­xi­ble Lösun­gen mit Kin­der­aus­zei­ten gefun­den usw. Aber dar­über hin­aus kann man eben noch Gendern.)

Der ange­führ­te Test prüft musi­ci­an, also For­men im Sin­gu­lar – und damit ist er völ­lig wert­los, was gene­ri­sche Les­art angeht, denn im Sin­gu­lar sind die Nomen nur in amt­li­chen Tex­ten gene­risch, sonst fast nie (Mit dem Abitur erwirbt der Schü­ler…). Das zei­gen auch die Ergeb­nis­se des ange­führ­ten Tests S. 3 : „Es ergibt sich, dass Sin­gu­lar­for­men bei­der Wort­klas­sen zu 83 Pro­zent als „männ­lich“, Plu­ral­for­men aber zu 97 Pro­zent  als „neu­tral“ bewer­tet wer­den. Im Plu­ral gel­ten Berufs­be­zeich­nun­gen zu 94, Rol­len­be­zeich­nun­gen sogar zu 99 Pro­zent als „neu­tral““.  Kon­se­quenz: Im Sin­gu­lar muss man die movier­te Form benut­zen. Des­halb lässt sich auch der Chir­ur­gen­text nicht aufs Deut­sche über­tra­gen. Nie­mand wür­de eine Chir­ur­gin (im refe­ren­zi­el­len Modus!) mit Chir­urg bezeich­nen, nicht mal Ost­frau­en.  Die unter­schei­den sehr genau zwi­schen refe­ren­zi­el­ler und gene­ri­scher Les­art: „Ich bin / sie ist Arzt – aber: Mei­ne Ärz­tin meint

Man kann den Text über­tra­gen: „Einer der Chir­ur­gen soll ope­rie­ren, sagt aber: ‚Ich kann nicht, das Kind ist mein Sohn.’“ Ja, aber dann ist es Plu­ral, wie Du sagst.

Aber auch die Tests mit Plu­ral­for­men bestä­ti­gen nicht die Behaup­tung von Femi­nis­ten, gene­ri­sche Mas­ku­li­na wür­den eher spe­zi­fisch als ‚männ­lich‘ ver­stan­den, weder die ori­gi­na­len Tests von 2001 oder 2008 noch die von Schunack/Binanzer durch­ge­führ­ten Unter­su­chun­gen, s. ZS 2022. Es gibt kei­nen Grund, das GM zu mei­den. Im Gegen­teil: Die bes­te Art, die Kern­be­deu­tung von Berufs-und Rol­len­be­zeich­nun­gen aus­zu­drü­cken, ist die unmar­kier­te Grund­form, Freund, Arzt, Viro­lo­ge. Da die­se For­men kein Merk­mal für Geschlecht ent­hal­ten, unter­spe­zi­fi­ziert also sind, schlie­ßen sie alle Geschlech­ter ein und sind dadurch inklu­siv. Auch das Suf­fix der Nomi­na agen­tis -er ist kein Merk­mal für ‚männ­lich‘, son­dern für den Agens, im Gegen­satz zu -ling für den Pati­ens, Leh­rer — Lehr­ling. Wäre es anders, dann hät­ten wir in  Lehr-er-in  zwei sich gegen­sei­tig aus­schlie­ßen­de Mor­phe­me hin­ter­ein­an­der, etwas, was es m.W. in natür­li­chen Spra­chen nicht gibt.

Das sind alles klu­ge Gedan­ken. Du und ande­re Linguist*innen kön­nen sich jetzt bis an ihr Lebens­en­de damit beschäf­ti­gen, Lai­en zu erklä­ren, war­um die unge­gen­der­ten For­men per­fekt funk­tio­niert haben. Es wird aber den­noch Men­schen geben, die gen­dern, weil sie einen Bedarf dafür haben. Sie­he unten zur Pragmatik.

Ich bezweif­le auch, ob nicht-binä­re oder homo­se­xu­el­le oder Trans-Men­schen wirk­lich den stän­di­gen Hin­weis auf ihr Anders­sein wol­len. Wol­len die nicht viel­leicht lie­ber ein­fach nur dazu­ge­hö­ren? Mit *For­men im Sin­gu­lar (die Autorin A und die Regisseur*in B)  wer­den (nicht)binäre Men­schen gera­de­zu geoutet. Wol­len die das überhaupt?

Das ist ein inter­es­san­ter Punkt. Ich den­ke, dass auch gera­de in der quee­ren Sze­ne viel gegen­dert wird. Prof. Horst Simon, soweit ich weiß, ein glück­lich ver­part­ner­ter cis-Mann, spricht von sich als Linguist*in. Mit die­ser etwas extre­men Art wäre es dann „die Autor*in A und die Regisseur*in B“. Jun­ge Men­schen stel­len sich in Gesprächs­run­den immer vor und geben zusätz­lich zu ihrem Namen ihr bevor­zug­tes Pro­no­men an. Ich war neu­lich bei einem Tref­fen älte­rer Men­schen (50–70) und eine männ­lich gele­se­ne Per­son stell­te sich mit Namen und Pro­no­men sie vor. Damit wuss­ten alle Bescheid. Auf alle ande­ren männ­lich gele­se­nen Per­so­nen wird mit er ver­wie­sen. Es ist ihre Wahl, wie offen sie leben wollen.

Es geht nicht nur um „Unter­bre­chung und mini­ma­le Ver­zö­ge­rung“, die mas­si­ve Ableh­nung durch die spre­chen­de Mehr­heit beruht u.a. auf der über­trie­be­nen, da inhalt­lich nicht gerecht­fer­tig­ten Expli­zi­tät der Gen­der­for­men. Etwa stellt die Paar­form Schü­ler und Schü­le­rin­nen für Spre­cher, für die ‚Schu­le‘ ganz selbst­ver­ständ­lich Jun­gen und Mäd­chen ein­schließt (in Deutsch­land, nicht in Afgha­ni­stan), kei­nen kom­mu­ni­ka­ti­ven Nut­zen, son­dern eine Zumu­tung dar. Für sie ist die Infor­ma­ti­on, dass neben Schü­lern auch Schü­le­rin­nen …, über­in­for­ma­tiv und führt des­halb zu Ver­druss. Sie ver­stößt gegen die Gri­ce­sche Kon­ver­sa­ti­ons­ma­xi­me der Rele­vanz, vgl. Gri­ce (1975:45): „Do not make your con­tri­bu­ti­on more infor­ma­ti­ve than is requi­red.“ Geglück­te Kom­mu­ni­ka­ti­on setzt vor­aus, dass die Infor­ma­ti­on eine Infor­ma­ti­ons­lü­cke schließt, dass beim Gesprächs­part­ner eine Lücke, Unwis­sen­heit also besteht. Eine Infor­ma­ti­on, die kei­ne Lücke schließt, ist nicht nur über­flüs­sig, sie ist belei­di­gend. Denn so dumm ist der Hörer nicht und will auch nicht so behan­delt werden.

Ja, Ver­druss. Das hat­te ich ja gesagt (Das lei­di­ge The­ma: Gen­dern). Das Gen­dern ver­stößt nicht gegen die Maxi­me der Rele­vanz, denn es geht den Sprecher*innen genau um die­sen Effekt. Mit dem Umweg, der län­ge­ren Form wird etwas aus­ge­sagt. Näm­lich: „Ich, die Sprecher*in, gen­de­re, weil ich möch­te, dass Frau­en und Trans-Per­so­nen expli­zit erwähnt wer­den.“ Es ist ein klas­si­sches Form-Bedeu­tungs­paar mit einer erwei­ter­ten Bedeu­tung und die­se, die­ses Das-immer-wie­der-unter-die-Nase-gerie­ben-Bekom­men nervt.

Wenn es dar­um geht, alle anzu­spre­chen, wie oft behaup­tet, so tun wir das doch schon lan­ge, indem wir Sehr geehr­te Damen und Her­ren oder lie­be Zuschau­er und Zuschaue­rin­nen sagen.

Ja. Wenn wir es sagen. Ich sage es manch­mal in Lehr­ver­an­stal­tun­gen statt Glot­tal­ver­schluss. Dann feh­len die Transpersonen.

Wer so argu­men­tiert und damit „geschlech­ter­ge­rech­te“ Spra­che all­ge­mein recht­fer­tigt, ver­kennt den Unter­schied der drei Funk­tio­nen des Sprach­zei­chens (Orga­non­mo­dell): 

In der Anre­de ist das Sprach­zei­chen Signal und erfüllt die Appell­funk­ti­on. Weit über­wie­gend, wenn wir über jn reden, ist es aber Sym­bol und erfüllt die Dar­stel­lungs­funk­ti­on. Schließ­lich ist es Sym­ptom und erfüllt dann die Aus­drucks­funk­ti­on, sagt etwas über den Spre­cher aus. Und in den meis­ten Fäl­len scheint mir das die eigent­li­che Moti­va­ti­on zu sein: Gen­dern dient der Image­pfle­ge, es soll den Spre­cher als woke, als pro­gres­siv aus­wei­sen. Es ist eine Mode, und Moden sind end­lich. Wer erin­nert sich noch an das Pro­no­men “frau”?

Das ist ein Aspekt. Natür­lich sagt mei­ne Spra­che auch etwas über mich aus. 

Ich erin­ne­re mich noch an „frau“. In der taz kommt es noch ab und zu vor. Auch sehr schön ist „maus“. Da gibt es aber nur eine Autorin, die das benutzt. Bzw. eine Autor*in. =:-)

Natür­li­cher Sprach­wan­del geht anders und hat ande­re Zie­le, noch nie haben kom­pli­zier­te­re For­men die ein­fa­che­ren ver­drängt. Hier liegt Sprach­len­kung, der Ver­such einer Sprach­len­kung vor.

Was ist, wenn Sprach­len­kung von vie­len Men­schen ange­nom­men wird und dann ein­fach Ein­gang in die Spra­che fin­det? Espe­ran­to war eine Plan­spra­che. Künst­lich. Inzwi­schen ist es eine leben­di­ge Spra­che. Und ich fin­de „Leh­rer“ in Dei­nem ers­ten Zitat inzwi­schen schon komisch. Man gewöhnt sich an „Lehrer*innen“ und dann sind die „Leh­rer“ eben nur noch männ­li­che Per­so­nen. Das ist Sprachwandel.

Ob er dau­ert, bis die Frau­en gleich­be­rech­tigt sind? In ande­ren Spra­chen hat man die Suf­fi­xe längst abge­schafft, schon M. That­cher woll­te Prime Minis­ter sein, nicht Ministress.

Oh, je. That­cher als Bei­spiel für irgend­was zu benut­zen, ist so, als wür­de man in der WeLT veröffentlichen.

Sind die Bri­ten frau­en­feind­lich, sind sie noch stär­ker als wir unter­drückt vom Patri­ar­chat? Oder sind sie im Gegen­teil eman­zi­pier­ter als wir? 

Ich habe 1992 in Edin­burgh stu­diert. Ein Dozent, den ich irgend­was zur Ver­wen­dung der Pro­no­mi­na gefragt hat­te, hat mir erklärt, dass man­che auch das Pro­no­men ‘they’ ver­wen­den. Ich habe das damals nicht ver­stan­den, wuss­te es nicht ein­zu­ord­nen. Aber die­se Dis­kus­sio­nen gibt es auch in Groß­bri­tan­ni­en schon sehr lan­ge. Ins­ge­samt fällt das nicht so auf, weil das Eng­li­sche eben viel weni­ger rele­van­te gram­ma­tisch mar­kier­te Unter­schie­de hat.

Die „geschlech­ter­ge­rech­ten“ For­men wer­den als dis­kri­mi­nie­rend emp­fun­den: W. Gold­berg „I’m an actor , I can play any­thing“, Cate Blan­chett lehnt actress ab und besteht sogar als Diri­gen­tin im Film auf der Anre­de Maes­tro, nicht Maes­tra. Nele Pol­lat­schek und Sophie Rois leh­nen die deut­schen For­men ab.

Ich den­ke, das soll­te jede*r machen wie er/sie will. Horst ist eben Linguist*in, ich bin Lin­gu­ist und Du Lin­gu­is­tin. Pri­ma. Es gibt nur dann ein Pro­blem, wenn jemand etwas vor­schrei­ben will. Das soll­te es nicht geben.

In der Schweiz, in der zunächst mehr gegen­dert wur­de als in Deutsch­land, was ver­ständ­lich ist, hat­ten dort die Frau­en doch erst 1971 das Wahl­recht erlangt, wird jetzt eine “Renais­sance des Gene­ri­schen Mas­ku­li­nums“ beob­ach­tet, bei Stu­den­tin­nen unter 25 (s. J. Schrö­ter, A.  Lin­ke, N. Buben­ho­fer 2012: „Ich als Lin­gu­ist“. Eine empi­ri­sche Stu­die zur Ein­schät­zung und Ver­wen­dung des Gene­ri­schen Mas­ku­li­nums, in: Susan­ne Günth­ner u.a. Gen­der­lin­gu­is­tik, Sprach­li­che Kon­struk­ti­on von Geschlechts­iden­ti­tät, Ber­lin: de Gruy­ter, 359–379, DOI :10.1515/9783110272901.359

OK. Sie­he oben. Soll jeder machen, wie sie will. (Das war jetzt lus­tig, oder? =;-)

Ich habe kei­nen Zugang zu Stu­den­tin­nen mehr, kann das aber durch ein­zel­ne Teen­ager bestä­ti­gen. Die fin­den Gen­dern doof und kari­kie­ren es durch die Kür­zel die SuS und die LuL und dann wei­ter zu  die Sus und die Lul.

Nun ja. SuS wird von Lehrer*innen bzw. an den Uni­ver­si­tä­ten in der Lehr­amts­aus­bil­dung auch ver­wen­det. Ist eine übli­che Abkür­zung. Ich habe auch noch mal bei Prof. Bea­te Lüt­ke nach­ge­fragt, die in der Lehrer*innenausbildung arbei­tet. Hier ihre Ant­wort zu SuS und LuL und ihrer Sicht auf das Gendern:

SuS und LuL ver­wen­den zumeist Stu­die­ren­de in Unter­richts­ent­wür­fen, weil sie in den Pla­nungs­ta­bel­len wenig Platz fürs Aus­schrei­ben haben. Die­se Abkür­zun­gen tau­chen also eher im Rah­men schul­prak­ti­scher Mate­ria­li­en für den Ein­satz in Schu­len auf. In der wis­sen­schaft­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on wer­den sie nicht ver­wen­det, bei den Grund­schul­kol­le­gin­nen ist mir das bis­her auch nicht auf­ge­fal­len. Als Refe­ren­da­rin habe ich ‘SuS’ auch in mei­nen tabel­la­ri­schen Unter­richts­ent­wür­fen ver­wen­det, weil es dar­in so vor­ge­ge­ben war; das ist aber 20 Jah­re her.

Ich selbst gen­de­re fle­xi­bel und ver­wen­de Gen­der­for­men wie Lehr­kräf­te, Schüler*innen und set­ze in der Dop­pel­form in die Kasus (‘bei Schü­lern und Schü­le­rin­nen’). Ich mache mir kei­ne Sor­gen, dass die deut­sche Spra­che durchs Gen­dern beschä­digt wird. Mein Lese­fluss wird dadurch nicht gestört :). Mir ist wich­tig, dass sich in mei­nen Uni-Kur­sen alle ein­be­zo­gen und ange­spro­chen füh­len. Eine que­e­re Per­son sag­te mir ein­mal in mei­ner Sprach­bil­dungs­vor­le­sung, dass sie sich durch das Gen­der-* erst­ma­lig in Lehr­ver­an­stal­tun­gen ein­be­zo­gen und ange­spro­chen füh­le. Das hat mich ver­an­lasst, dazu eine Umfra­ge zu machen. Die gro­ße Mehr­heit der Grup­pe hat sich für das * ausgesprochen.

Bea­te Lüt­ke, p. M. 2023.

Außer­dem gibt es Kol­la­te­ral­schä­den. Die schon erwähn­ten For­men  dem*der Arzt*in  (in Papie­ren der Cha­ri­té mas­sen­haft) machen die deut­sche Spra­che nun wirk­lich nicht leich­ter für die (DaF)Lerner.

Ja. Ich schrei­be immer die Ärzt*in. Dann hat man sich die Dis­junk­ti­on beim Arti­kel gespart. For­mal ist das für Grammatiker*innen natür­lich die Höl­le, weil es kei­ne Kon­gru­enz zwi­schen Arti­kel und Nomen mehr gibt, aber dann müs­sen sich die­je­ni­gen, die das model­lie­ren wol­len, eben etwas dafür ausdenken.

Und die­sel­ben Leu­te, die so viel von Dif­fe­ren­zie­rung reden, opfern die durch­aus sinn­vol­le Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen der Bezeich­nung für eine aktu­el­le Tätig­keit und der für die Rol­le: wie kann ich, ohne Gene­ri­sches Mas­ku­li­num, sagen, dass “nicht alle Zuhö­rer auch Zuhö­ren­de waren“? Gilt das Schild  “Rad­fah­rer abstei­gen” nicht auch für mich? Rad­fah­rer bin ich auch dann, wenn ich mein Rad schie­be, aber Rad­fah­ren­de eben nicht mehr. Aber nach dem adfc Ber­lin sind sogar Getö­te­te noch Rad­fah­ren­de, nicht nur an Ostern, dem Fest der Auf­er­ste­hung! Es ist gro­tesk. Und wenn Lin­gu­is­ten sol­che For­men emp­feh­len, ist das beschämend. 

Ja. Das fin­de ich nicht gut und mache ich auch nicht. Das Bei­spiel ist schon älter und von Max Goldt: „In der Lob­by lagen tote Stu­die­ren­de.“ Damit macht man das Par­ti­zip mehr­deu­tig. Das wür­de ich nicht so machen, aber wenn es sich durch­set­zen wür­de, dann wäre es eben so. Ich muss es ja nicht aktiv so ver­wen­den, denn die Form „Student*innen“ gibt es ja auch noch. Ande­rer­seits wird Leh­rer dann eben ein­deu­tig mit Bezug auf männ­lich gele­se­ne Personen.

Bea­te Lüt­ke hat mich auf einen Text von Hel­muth Feil­ke (2022) auf­merk­sam gemacht, der im Wesent­li­chen genau die Punk­te bringt, die ich hier auch ver­tre­ten habe, nur bes­ser for­mu­liert. Der Text weist im Vor­über­ge­hen auch auf ein lus­ti­ges neu­es Pro­blem hin, das sich aus der Ver­wen­dung der Par­ti­zip­for­men ergibt: Im Sin­gu­lar gibt es einen Unter­schied in der Fle­xi­on: ein Stu­die­ren­der vs. eine Stu­die­ren­de.

Soll jetzt die­ser Pro-Gen­dern-Text mit einer Kri­tik an einer der ver­wen­de­ten For­men enden? Nein. Er endet mit einem Ja. Ja, zum fle­xi­blen Gen­dern. Wie das genau geht, hat Hel­mut Feil­ke gut beschrieben.

Quellen

Feil­ke, Hel­muth. 2022. Gen­dern mit Grips statt Schrei­ben in Gips: Prak­ti­sche Argu­men­te für ein fle­xi­bles Gen­dern. Deutsch. 1–7. https://www.friedrich-verlag.de/fileadmin/fachwelten/deutsch/ blog-downloads/Gendern_Essay-Fassung.pdf.

Das leidige Thema: Gendern

Heu­te Nacht habe ich von Prof. Dr. Hei­de Wege­ner eine Mail mit dem Betreff „Das lei­di­ge The­ma“ bekom­men. Hei­de Wege­ner schreibt immer wie­der in der WeLT zu die­sem lei­di­gen The­ma. Sie hat mir ein PDF eines WeLT-Arti­kels (pay­wall) geschickt, der eine kür­ze­re Ver­si­on eines Auf­sat­zes ist, der in einem lin­gu­is­ti­schen Sam­mel­band erschei­nen wird.

Ich gen­de­re und habe das in einem Blog­post hier schon erklärt (Gen­dern, arbei­ten und der Osten). Wie ich da geschrie­ben habe, bin ich der Mei­nung, dass die Fra­ge der Gleich­stel­lung eine öko­no­mi­sche ist und dass es des­halb wich­tig ist, die Infra­struk­tur, die Fami­li­en brau­chen, damit alle arbei­ten kön­nen, aus­zu­bau­en und zu finanzieren.

Hier eini­ge kur­ze Kom­men­ta­re zu Hei­de Wege­ners Artikel:

Wege­ner beschäf­tigt sich mit dem gene­ri­schen Mas­ku­li­num und mit Stu­di­en, die zei­gen sol­len, dass es sich nur auf Mas­ku­li­na bezie­hen wür­de. Ich habe das Gen­dern selbst lan­ge abge­lehnt und dann aber, weil ich durch Prof. Dr. Hen­ning Lobin (Lei­ter des Insti­tuts für Deut­sche Spra­che in Mann­heim) auf fol­gen­de Stu­die auf­merk­sam gewor­den bin, mit dem Gen­dern begonnen:

Stahl­berg, Dag­mar, Sabi­ne Sczes­ny & Frie­de­ri­ke Braun. 2001. Name your favo­ri­te musi­ci­an: Effects of mas­cu­li­ne gene­rics and of their alter­na­ti­ves in Ger­man. Jour­nal of Lan­guage and Social Psy­cho­lo­gy 20(4). 464–469. DOI: 10.1177/0261927X01020004004.

Ich weiß noch genau, wie ich mich im DFG-Fach­kol­le­gi­um mit Prof. Hel­muth Feil­ke über die Expe­ri­men­te unter­hal­ten habe und er mein­te, dass das nicht so ein­fach wäre, denn, was man expe­ri­men­tell nach­wei­sen wür­de, wären Kli­schees. Das wür­de auch im Eng­li­schen funk­tio­nie­ren, wo es die ent­spre­chen­den Endun­gen ja gar nicht gibt. Hier ist das ent­spre­chen­de Bei­spiel, das auf die Psy­cho­lo­gin­nen Mikae­la Wap­man und Debo­rah Bel­le zurückgeht. 

Hei­de Wege­ner dis­ku­tiert nun eini­ge Bei­spie­le, die genau das auch für das Deut­sche zeigen.

Eins der Expe­ri­men­te, die betrach­tet wer­den, bestand dar­in, dass Proband*innen Schauspieler*innen, Politiker*innen und Superheld*innen nen­nen soll­ten. Dabei wur­de die Auf­ga­be immer mit gene­ri­schem Mas­ku­li­num, als Paar­form (Poli­ti­ker und Poli­ti­ke­rin­nen) und mit gro­ßem I gestellt.

Dies Ergeb­nis ist von grundsätzlicher Bedeu­tung, zeigt es doch: Real exis­tie­ren­de Ver­tre­ter, zumal in Spit­zen­po­si­tio­nen, mit Bildschirmpräsenz (Kanz­le­rin, Fuß­ball­star), wir­ken prägend, beein­flus­sen Bedeu­tung und Veränderung von Berufs- und Rol­len­bil­dern stärker als sprach­li­che Änderungen. Die Grund­an­nah­me der Femi­nis­ti­schen Lin­gu­is­tik, Spra­che deter­mi­nie­re das Den­ken und die­ses dann die sozia­le Realität, wird hier vom Kopf auf die Füße gestellt.

Dass die Wirk­lich­keit unse­re Kli­schees formt, hat wohl nie­mand jemals wirk­lich in Fra­ge gestellt. Dass die Art, wie wir über Per­so­nen und Din­ge reden, die Welt beein­flusst, wird wohl aber auch kei­ne Sprachwissenschaftler*in ernst­haft abstrei­ten wol­len. Das Stich­wort ist Framing und jede Linguist*in soll­te das Buch LTI von Vic­tor Klem­pe­rer ken­nen, der sich mit der Spra­che der Nazis aus­ein­an­der­setzt. Auch heu­te wird bewusst von Flücht­lings­strö­men, Mes­ser­män­nern und so wei­ter gespro­chen. Spra­che beein­flusst unser Den­ken, das lässt sich nicht von der Hand wei­sen, auch wenn es einem beim Gen­dern gera­de nicht passt.

Setzt man den Ost-West-Unter­schied im Gebrauch von Gen­der­spra­che, die nach Ent­ste­hung und Ver­brei­tung ein eher west­deut­sches Phänomen ist, in Rela­ti­on zu den Zah­len für den Gen­der Pay Gap in den alten und neu­en Bundesländern, so zeigt sich: Wo gegen­dert wird, ist die Lohnlücke größer (alte Bundesländer 19 Pro­zent, neue Bundesländer 6 Pro­zent, unbe­rei­nigt). Der behaup­te­te eman­zi­pa­to­ri­sche Effekt von Gen­der­spra­che erscheint als from­me Schimäre.

Die­se Aus­sa­ge ist inter­es­sant, nur dass das Eine nichts mit dem Ande­ren zu tun hat. Ein Ziel des Gen­derns ist es, Wert­schät­zung für Frau­en und Trans-Men­schen aus­zu­drü­cken, sie sicht­bar zu machen. Gera­de auch dort, wo sie ent­spre­chend der Kli­schees nicht erwar­tet sind. Der Gen­der Pay Gap ist die unter­schied­li­che Ent­loh­nung für die­sel­be Arbeit. Eine Frau bekommt auf der­sel­ben Stel­le weni­ger als ein gleich qua­li­fi­zier­ter Mann. Pro­fes­so­rin­nen bekom­men oft weni­ger als Pro­fes­so­ren, auch weil sie das selbst anders verhandeln. 

Schaut man sich den geo­gra­phi­cal pay gap, den Unter­schied in der Bezah­lung zwi­schen West und Ost für glei­che Arbeit an, so liegt der bei 22,5%. Dirk Osch­mann schreibt Fol­gen­des zu den Details:

Bei Tex­til­fir­men sind die unge­heu­er­li­chen Unter­schie­de mit 69,5 Pro­zent am größ­ten, aber auch die belieb­te Auto­in­dus­trie kann sich mit 41,3 Pro­zent noch sehen las­sen, gefolgt von Maschi­nen­bau mit 40,4 Pro­zent, der Her­stel­lung von IT-Gütern mit 39,8 Pro­zent und der Schiff­fahrt mit 38,9 Pro­zent. Und natür­lich bekommt der Osten signi­fi­kant weni­ger oder gar kein Weih­nachts­geld, wie der Spie­gel im Novem­ber 2022 meldet.

Dirk Osch­mann, 2022, Der Osten – Eine West­deut­sche Erfin­dung, S. 66

Das bedeu­tet, das Frau­en und Män­ner ohne­hin schon weit unter dem West-Niveau bezahlt wer­den. Am größ­ten ist der Unter­schied übri­gens in einem klas­si­schen Frau­en­be­ruf: im Tex­til­be­reich bei den Näher*innen. Dass ein Mann in die­sem Bereich dann nur unwe­sent­lich mehr ver­dient … Tja. Viel­leicht ist die Aus­beu­tung im Osten dann ins­ge­samt so groß, dass man die Frau­en schlecht noch schlech­ter bezah­len kann. Ein kon­kre­tes Bei­spiel aus mei­ner Ver­wandt­schaft: Eine Frau arbei­tet als Ver­käu­fe­rin und fährt mit dem Fleisch­wa­gen übers Land. Wenn sie das Ren­ten­ein­tritts­al­ter erreicht haben wird, wird sie die Min­dest­ren­te bekom­men, denn das Geld, das sie in die Ren­ten­ver­si­che­rung ein­ge­zahlt hat, reicht nicht für mehr und das, obwohl sie ihr Gan­zes Leben Voll­zeit gear­bei­tet hat. Wenn man vor die­sem Hin­ter­grund einen Arti­kel mit dem Titel Wo gegen­dert wird, ist die Lohn­lü­cke grö­ßer in der Sprin­ger-Pres­se ver­öf­fent­licht, ist das an Zynis­mus eigent­lich nicht zu über­bie­ten. Aber wahr­schein­lich ist es ein­fach nur Unwis­sen­heit: Der Osten ist so weit weg, selbst für Professor*innen, die mit­ten drin wohnen.

Die Unter­schie­de zwi­schen West- und Ost-Gesell­schaft sind so gewal­tig, dass Wege­ners Ver­gleich des Gen­der Pay Gaps ohne wei­te­re Auf­schlüs­se­lung rele­van­ter Fak­to­ren ein­fach unzu­läs­sig ist. Im Osten krie­gen die Frau­en seit der Wen­de weni­ger Kin­der, was viel­leicht der Kar­rie­re för­der­lich ist. Die Kin­der­ver­sor­gung all­ge­mein ist bes­ser. In Bay­ern kann Mut­ti das Kind in der Kita abge­ben und dann den Ein­kauf erle­di­gen. Mit­tags kom­men die Kin­der zurück. Im Osten sind Ein­rich­tun­gen mit Ganz­tags­be­treu­ung die Norm (Krip­pe, Kin­der­gar­ten, Schule+Hort). Dass Frau­en Voll­zeit arbei­ten, ist nor­mal. All das müss­te man in Über­le­gun­gen ein­be­zie­hen. Was Wege­ner ver­glei­chen müss­te, ist eine West­deut­sche Gesell­schaft mit und ohne Gen­dern. Das ist nicht so ein­fach, aber viel­leicht gibt es gesell­schaft­li­che Berei­che, in denen man die Aus­wir­kung von inklu­si­ver Spra­che expe­ri­men­tell nach­wei­sen kann.

(Nach­trag vom 20.05.2023: Der MDR hat erklärt, wodurch der gerin­ge­re unbe­rei­nig­te Gen­der-Pay-Gap im Osten zustan­de kommt: Deutsch­land­kar­te zum Gen­der Pay Gap: Lohn­lü­cke im Osten klei­ner. Es liegt dar­an, dass Män­ner im Osten in schlech­ter bezahl­ten Beru­fen arbei­ten. Die gut bezahl­ten Indus­trie-Jobs sind im Wes­ten. Ossis arbei­ten z.B. bei Lager­wirt­schaft, Post und Zustel­lung, Frau­en in ver­gleichs­wei­se bes­ser bezahl­ten Beru­fen wie in der Ver­wal­tung. Der berei­nig­te Gen­der-Pay-Gap [glei­cher Beruf, glei­che Qua­li­fi­ka­ti­on] liegt bei 10,8 % im Osten und 15,3 % im Wes­ten, ein Unter­schied von nur 4,5%, der sich viel­leicht über die von mir oben ange­spro­che­nen Fak­to­ren erklä­ren lässt.)

Das wirft die Fra­ge auf, ob gene­ri­sche und gegen­der­te Sprach­for­men gleich­wer­tig sind. Für die­se Annah­me spricht das der­zei­ti­ge Neben­ein­an­der bei­der For­men: Die meis­ten Deutsch­spre­cher wech­seln heu­te pro­blem­los zwi­schen dem gene­ri­schen Mas­ku­li­num und geschlech­ter­ge­rech­ter Spra­che hin und her, sie gebrau­chen pas­siv in den Medi­en Gen­der­for­men, aktiv aber wei­ter das gene­ri­sche Mas­ku­li­num – ohne Verständigungsprobleme.

Dass es beim gene­ri­schen Mas­ku­li­num Ver­stän­di­gungs­pro­ble­me geben wür­de, hat nie­mand behaup­tet, die Kom­mu­ni­ka­ti­on funk­tio­nier­te in den letz­ten Jahr­hun­der­ten auch. Es ist eine Fra­ge der Inklu­si­on, eine Fra­ge der Höf­lich­keit, ob man eine umständ­li­che­re Form wählt und damit Frau­en und Trans-Per­so­nen expli­zit mit­nennt und expli­zit anspricht.

Viel­leicht kann man das am bes­ten mit einem Bei­spiel ver­deut­li­chen: Wenn wir Behör­den anschrei­ben oder Mails an Empfänger*innen, bei denen wir nicht wis­sen, wer die Mail letzt­end­lich lesen wird, schrei­ben wir „Sehr geehr­te Damen und Her­ren“. Ich habe 2021 eine Kon­fe­renz orga­ni­siert und eine Mail an den all­ge­mei­nen Kon­fe­renz­ac­count bekom­men, die mit „Dear Sirs“ begann. Der Schrei­ber der Mail ist wohl davon aus­ge­gan­gen, dass nur Män­ner die­se Kon­fe­renz orga­ni­sie­ren würden/könnten, was unan­ge­bracht und belei­di­gend für Frau­en auf der Emp­fän­ger­sei­te ist. Man kann ande­re Anre­den wäh­len. „To whom it may con­cern“ oder „Hi“. Im Deut­schen „Hal­lo“, „Lie­bes Glo­be­trot­ter-Team“ oder eben die expli­zi­te Form „Sehr geehr­te Damen und Her­ren“. Alles wird ver­stan­den, aber es gibt Unter­schie­de im Stil und im Register.

Ein Abschnitt in Hei­de Wege­ners Text trägt die Über­schrift „Die Welt prägt die Spra­che, nicht die Spra­che die Welt“. Ich möch­te behaup­ten, dass Spra­che und Welt in einer Wech­sel­wir­kung zuein­an­der ste­hen. Der Ton macht die Musik, wie oben bei den Anre­den gezeigt. Ein wei­te­res Bei­spiel: Es gibt sehr vie­le Wör­ter, mit denen man sich auf Men­schen mit Behin­de­rung bezie­hen kann. Alle wer­den ver­stan­den. Man­che sind wert­schät­zend, man­che ver­let­zend. Ich möch­te in einer inklu­si­ven Welt leben, die es allen erlaubt, ihren Mög­lich­kei­ten ent­spre­chend teil­zu­ha­ben, sich ver­stan­den zu füh­len und mit­ge­nom­men zu werden.

Gendern und Klimakleber

Beim Nach­den­ken über das Gen­dern und die Aktio­nen der Letz­ten Gene­ra­ti­on, Extinc­tion Rebel­li­on und Sci­en­tist Rebel­li­on ist mir klar gewor­den, dass die Ableh­nung und der Hass wahr­schein­lich Ergeb­nis ähn­li­cher Pro­zes­se sind. Die Kli­makle­ber gehen nicht weg. Das hört ein­fach nicht auf. So wie die Kli­ma­kri­se auch nicht auf­hört. Die Klimabürger*innen erin­nern uns täg­lich dar­an, das wir als Gesell­schaft, als der Nor­den eigent­lich auf einem ganz ande­ren Kurs sein müss­ten und dass unse­re Regie­run­gen ver­sa­gen. Genau­so erin­nern Men­schen, die gen­dern, Men­schen, die nicht gen­dern, in jedem Satz an ein struk­tu­rel­les Unrecht, an Ungleich­be­hand­lung, dar­an, dass mann Pri­vi­le­gi­en auf­ge­ben muss. Es stört, es nervt. In etwas so Schö­nem wie der Spra­che. Es stört, es nervt. Bei etwas so Schö­nem Not­wen­di­gem wie dem Weg zur Arbeit.

Die Unter­bre­chung und mini­ma­le Ver­zö­ge­rung durch den Glo­tal­ver­schluss ist dabei nicht gegen die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ner gerich­tet. Sel­bi­ges gilt auch für die Ver­grö­ße­rung der ohne­hin schon vor­han­de­nen Staus. Die­se Unter­bre­chun­gen mar­kie­ren ein­fach Unge­rech­tig­kei­ten und Pro­ble­me, die sich aus unse­rem Wei­ter-So ergeben.

Weil bei­des nervt, gibt es schlaue (und auch dum­me) Men­schen, die Grün­de fin­den, war­um das Gen­dern nicht „funk­tio­nie­ren“ wür­de, was dar­an falsch sei, ein­fach über­se­hend, dass Men­schen es tun und ver­stan­den wer­den. Und so gibt es schlaue (und dum­me) Men­schen, die der Letz­ten Gene­ra­ti­on erklä­ren, was die doch gefäl­ligst tun soll­ten, oft ver­ken­nend, dass sie all das auch tun oder schon getan haben.

Also: All das wird so lan­ge blei­ben, bis Frau­en gleich­be­rech­tigt sind (oder län­ger, weil das Gen­dern dann nor­mal gewor­den ist) und bis wir als Gesell­schaf­ten Wege gefun­den haben, mit der Kli­ma­ka­ta­stro­phe adäquat umzu­ge­hen und noch Schlim­me­res zu ver­hin­dern (und hof­fent­lich nicht län­ger, weil die Stö­run­gen nicht nor­mal werden).

Quellen

Wege­ner, Hei­de. 2023. Wo gegen­dert wird, ist die Lohn­lü­cke grö­ßer. In Mei­nun­ger, André & Trut­kow­ski, Ewa (eds.), Gen­dern – auf Teufel*in komm raus? Ber­lin: Kul­tur­ver­lag Kadmos.

Osch­mann, Dirk. 2023. Der Osten: eine west­deut­sche Erfin­dung. Ber­lin: Ull­stein Buchverlage.

MDR. 2023. Deutsch­land­kar­te zum Gen­der Pay Gap: Lohn­lü­cke im Osten klei­ner. (https://www.mdr.de/wissen/geld-verdienen-lohn-frauen-maenner-luecke-ost-west-equal-pay-day102.html)