Israel vs. Gaza

Israel

Isra­el ist ein schö­nes Land. Ich war zwei­mal zu Work­shops dort in Hai­fa. Ein­mal 2006 und ein­mal 2015. 2006 sind wir mit dem Bus zum See Gene­za­reth gefah­ren. Ich habe die Orte gese­hen, an denen der Jude Jesus Chris­tus 5.000 Men­schen gespeist und diver­se ande­re Wun­der voll­bracht hat.

Ich war auch eini­ge Tage in Jeru­sa­lem. Eine wun­der­bar ver­rück­te Stadt. Sie ist wich­tig für unglaub­lich vie­le Religionen.

Kla­ge­mau­er in Jeru­sa­lem, 2015

Wenn man Bus fährt sit­zen neben einem 18jährigen in Zivil­klei­dung mit gro­ßen auto­ma­ti­schen Geweh­ren in der Hand.

Ich habe eine Freun­din in Isra­el und einen guten Kol­le­gen. Die Freun­din hat­te auch den Work­shop 2015 orga­ni­siert. Ich war danach mit ihr und einem Kol­le­gen am Toten Meer und wir haben Masa­da besucht. Masa­da ist eine Fes­tung auf einem Tafel­berg. Umge­ben von Wüste. 

Blick auf die Gegend um Masa­da vom Fes­tungs­berg aus. Man sieht Res­te der Befes­ti­gungs­a­nal­gen der Römer. 2015

Masa­da war lan­ge der Ort, an dem die neu­en Rekrut*innen der israe­li­schen Armee ver­ei­digt wur­den. Das wur­de dann irgend­wann abge­schafft, weil die Mas­sen­selbst­mord­ge­schich­te der jüdi­schen Kämp­fer, die die­se Fes­tung gegen die Römer ver­tei­digt hat­ten, nicht so ganz zum gegen­wär­ti­gen Selbst­ver­ständ­nis der Armee passte.

Wir besuch­ten eine Oase in der Nähe von Masa­da. Was­ser. Leben.

Der Vater mei­ner Schwie­ger­mut­ter hat einem Juden das Leben geret­tet. Er hat ihm ein Zug-Ticket durch die Sowjet­uni­on nach Wla­di­wos­tok gelöst. Von dort floh er über Japan in die USA. Mit­hil­fe mei­nes israe­li­schen Kol­le­gen konn­te ich sei­nen Nef­fen 2006 in Herz­lia aus­fin­dig machen. Mein Schwa­ger hat ihn dann in Isra­el besucht.

Gaza

Ich habe eine Kol­le­gin, deren Mann aus Gaza kommt. Die bei­den haben einen Sohn. Mei­ne Kin­der haben mit ihm gespielt.

Gaza ist schon län­ger von Isra­el abge­rie­gelt. Es gibt dort nicht genü­gend Was­ser. Amnes­ty Inter­na­tio­nal hat das im Juni 2022 beschrie­ben (AI, 2022). AI erklärt die Lage der natür­li­chen Was­ser­vor­kom­men und die Ver­tei­lung des Was­sers aus dem See Gene­za­reth. 25% der Krank­hei­ten in Gaza rüh­ren von der man­geln­den Was­ser­ver­sor­gung her. Mehr als die Hälf­te der Kin­der lei­den unter Durchfallerkrankungen.

Deutsch­land leis­tet Ent­wick­lungs­hil­fe im Gaza-Strei­fen. Was­ser­wer­ke, Klär­wer­ke wer­den gebaut (BMZ, 05/2023).

Nach den unglaub­lich bru­ta­len Über­fäl­len der Hamas, hat Isra­el nun zeit­wei­lig Blo­cka­den von Was­ser­zu­fuhr und Strom sowie Treib­stoff ver­hängt. Strom oder Treib­stoff braucht man für Pum­pen und Meerwasserentsalzungsanlagen.

Wir hat­ten neu­lich einen Strom­aus­fall. Mei­ne Toch­ter sag­te danach auch zu Gaza: Sie wüss­te über­haupt nicht, was sie ohne Strom machen soll­te. Der Strom­aus­fall hat die Netz­frei­schal­tung in mei­nem Zim­mer geschrot­tet, so dass ich eine Woche im Zim­mer kei­nen Strom hat­te und Ver­län­ge­rungs­ka­bel dort­hin legen muss­te. Aber das alles, ein Leben ohne Com­pu­ter oder Han­dy ist nichts im Ver­gleich zu einem Leben kom­plett ohne Strom. Kran­ken­häu­ser, Was­ser­pum­pen, Kli­ma­an­la­gen funk­tio­nie­ren nicht mehr und das inmit­ten zer­stör­ter Häu­ser, flie­hen­der Men­schen usw. Letzt­end­lich sind in sol­chen Situa­tio­nen Tele­fo­ne auch von ande­ren Bedeu­tung als hier bei uns, wo sie im Wesent­li­chen der Zer­streu­ung dienen.

Hört auf zu streiten!

Wir sind mit einem Paar befreun­det, das sich gele­gent­lich strei­tet. Wir haben neu­lich solch einen Streit mit­er­lebt. Das Paar hat einen Sohn. Die­ser rief mit­ten im Streit: „Hört auf zu strei­ten! Ihr seid bei­de Scheiße!“

Das beschreibt die Situa­ti­on ganz gut, den­ke ich. Und so sit­ze ich in mei­nem Zim­mer, lese die Zei­tung, schaue Nach­rich­ten und drei­mal am Tag ste­he ich auf und schreie: „HÖRT AUF ZU STREITEN! IHR SEID BEIDE SCHEISSE!“ Es hört mich niemand.

So, hier ist der Post zu Ende. Aber wie immer gibt es noch Gefun­de­nes und Nach-Gedachtes.

Anhang

The Enshittenment

Sieg der Vernunft

Die Musi­ker von Knor­ka­tor sind sehr ernst­haf­te Men­schen, die in einer Spaß­band arbei­ten. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren haben sie immer wie­der kom­ple­xe The­men wie Glück, Wohl­stand, Fort­schritt, Reich­tum, Mil­li­ar­dä­re, Kli­ma­ka­ta­stro­phe und Krieg the­ma­ti­siert. Sieg der Ver­nunft ist von 2022 und passt auch zum Isra­el-Hamas-Kon­flikt wie die Faust aufs Auge.

Literatur

Bun­des­mi­nis­te­ri­um für wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit und Ent­wick­lung. 2023. Schutz unse­rer natür­li­chen Lebens­grund­la­gen mit einem Fokus auf Was­ser: Abwas­ser­ma­nage­ment Bes­se­re Infra­struk­tur im Was­ser­sek­tor. (https://www.bmz.de/de/laender/palaestinensische-gebiete/weiteres-engagement-17822) 30.05.2023

Drey­fus, Tomer. 2023. Schwarz-wei­ßer Naher Osten. taz, 21.10.2023, S. 15. Ber­lin. (https://www.taz.de/!5965024)

Rei­mann Graf, Manue­la. 2022. Besetz­tes Was­ser. AMNES­TY-Maga­zin. Bern. (https://www.amnesty.ch/de/ueber-amnesty/publikationen/magazin-amnesty/2022–2/besetztes-wasser)

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