Lieber Peter Unfried,
Ich wünsche Ihnen eine schöne Weihnachtszeit und ein gutes neues Jahr. 2025 dürfte ja das wahr werden, wofür Sie immer in der taz argumentiert haben: Wir bekommen eine schwarz-grüne Regierung. Nur wird diese nicht grün-liberal, sondern neoliberal. Dank Merz. Ich schreibe Ihnen diese Karte, weil Sie vor einem Jahr in einer taz-Kolumne davon berichtet haben, dass Sie sich eine Karte von Christian Lindner in die Küche gehängt haben (taz, 07.01.2024). Ich wünsche mir, dass ganz viele taz-Leser*innen Ihnen auch Postkarten schicken, so dass Sie die von Lindner nicht mehr aufhängen müssen, falls er Ihnen dieses Jahr auch wieder eine geschickt hat. Wahrscheinlich haben Sie aber inzwischen auch erkannt, dass Lindner eine von Porsche korrumpierte (taz, 25.07.2022) und von Döpfner protegierte Person (taz, 16.04.2023) ist, deren Hauptziel es war, konstruktive Regierungsarbeit zu sabotieren (taz, 29.11.2024), auf keinen Fall also jemand, dessen Weihnachtskarten man sich in die Küche hängen würde.
Ich möchte Ihnen auch noch mal für Ihren Kling-Klang-Artikel zum Osten danken. Beim Nachdenken über diese Karte und darüber, wie sie zu Ihnen gelangen könnte, fiel mir eine Geschichte von vor 35 Jahren ein. Der alternative Radiosender Radio 100 hatte eine Sendung mit der Ost-Untergrundband Herbst in Peking gemacht und man konnte eine Platte der Band gewinnen. Dazu musste man eine Karte mit dem Motto der Band einschicken. Menschen aus dem Osten wurden ausdrücklich aufgefordert zu schreiben. Die Hälfte der Platten sollte an sie gehen. Die Bekanntgabe der Gewinner war für die Sendung in der kommenden Woche angesetzt. Das Problem war jedoch, dass die Post von Ost-Berlin nach West-Berlin damals 14 Tage brauchte. Ich habe mich dann auf’s Rad gesetzt und meine Postkarte in die Potsdamer Straße gebracht.
Und so ist es, dass Menschen aus dem Westen mitunter gar nicht merken, dass eigentlich gut gemeinte Dinge nicht funktionieren. Im Osten.
Da die Zustellzeiten der Post sich denen in der Wendezeit annähern, bringe ich die Postkarte mit dem Rad in die Friedrichstraße.
Herzliche Grüße auch an Ihre Frau, die das Aufhängen von Lindner-Karten schon im letzten Jahr richtig eingeordnet hatte
Stefan Müller